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Alfred Ross:
Ohne Titel

Labyrinth auf violettem Grund

Alfred Ross: Ohne Titel (Labyrinth auf violettem Grund)

Beschreibung

Über monochrom violetten Grund zieht sich der dunkle Weg eines Labyrinthes. Am linken unteren Bildrand beginnt der Gang, steuert schnell auf das quadratische Zentrum unterhalb der Bildmitte zu, kehrt dann doch wieder um und umgreift auf Umwegen alle äußeren Maße des Bildes, schreitet seine Grenzen ab. Die Wegführung dieses “5er-Labyrinthes” verläuft in jeweils fünf Parallelen zum Bildrand.
Außer dem Zentrum sind links daneben und rechts nach unten versetzt zwei Wendepunkte quadratisch herausgehoben, sie sind wie das Ziel mit feinem Pinselstrich gemalt, changierend zwischen rötlichem und erdigem Braun. Der Weg selbst erhebt sich reliefartig gespachtelt vom Maluntergrund. Auf der violetten Grundierung glimmt es zwischen den Wegparallelen purpurrot auf, in pastosem Farbauftrag, nur an wenigen Stellen gebrochen durch aufgetupftes Ocker. Dieses Rot lässt die Zwischenräume brennen, lässt den Weg selbst an manchen Rändern aufglühen. Das fast schwarze, körnig-glitzernde Material des Wegs ist Chromerzschlacke, die in den Schmelzöfen bei der Stahlgewinnung abfällt. Die Schlacke erweckt in diesem Bild den Eindruck sich aufwerfender, erkalteter Lava, während aus den Zwischenräumen, aus dem Hintergrund des Bildes das Rot vulkanisch brennt und glüht. Sogar der Bildrand selbst scheint zu brennen und damit lösen sich die Grenzen auf, die vom Labyrinth-Weg nachgezeichnet werden.
Das Labyrinth war für Alfred Ross ein Lebensthema, der Weg, das Gehen, der “Gang” beschäftigten ihn nicht nur in der malerischen Form. Der Künstler hat bestimmte Texte immer wieder abgeschrieben und graphisch gestaltet, dazu gehören einige Verse Hildegards von Bingen; der Anfang der ersten beiden Strophen scheint in diesem Bild aufgegriffen zu werden: “O Feuer des Geistes, du Leben des Lebens aller Kreatur ( ) O gewaltiger Gang, der alles durchdrungen hat in den Höhen und auf Erden und in allen Abgründen ( )” Dieses “Feuer” und der die Erde durchdringende “Gang” werden hier verschmolzen zum feurig glühenden Labyrinth-Bild. (Anja Ross in: “entgrenzt”. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 76)


Künstler

Alfred Ross (* 1927, † 2007)
1927 geboren, 2007 verstorben. Ab 1942 Volontariat als Bühnenbildner in Essen, Studium an der Folkwang Schule. 1950 Studium bei Willi Baumeister an der Kunstakademie Stuttgart. Ab 1957 zahlreiche „Kunst am Bau“-Aufträge, vor allem Kirchenfenster, zusammen mit seiner Frau Dagmar Schulze-Ross. Ab 1960 in Kiel tätig, 1989 – 2000 intensive malerische Schaffenszeit in Essen.

Literatur:
… bewegt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2013, Band 1
… entgrenzt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2014, Band 2

Weitere Informationen:
Kunst@SH


Schlagwörter / Ähnliche Werke

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Daten zum Werk

Hauptgruppe: Malerei

Untergruppe: Gemälde

Material: Hartfaserplatte

Technik: Mischtechnik (u.a. Chromerzschlacke)

Maße: H: 135 cm, B: 92,5 cm
Rahmen: H: 144 cm, B: 102,5 cm

Datierung: 1990er Jahre

Copyright: Dr. Anja Ross