Beschreibung
EIN BILD, DAS MIT DEN GRENZEN SPIELT
Wie geht ein Künstler, der eine lange Zeit seines Lebens als promovierter Physiker tätig war, an die Gestaltung seiner Objekte oder Fotoarbeiten heran? Kann er seine Profession in den Hintergrund treten lassen, sich vielleicht gar loslösen? In Bezug auf die Arbeiten Christian Egelhaafs kann man die zweite Frage mit einem klaren Nein beantworten. Seine kinetischen Objekte und fotografischen Arbeiten, mit denen er sich schon seit den späten 1960er Jahren beschäftigte, sprechen eine klar strukturierte Sprache, die dem gradlinigen Denken eines naturwissenschaftlich geprägten Menschen entspringt. Dabei lässt Egelhaaf als Künstler Wirklichkeitsabbildungen miteinander verschmelzen, die es in dieser Kombination noch nicht gegeben hat, die aber gleichermaßen eine neue, irreale, erschaffene Wirklichkeit bilden. In diesem Sinne präsentiert sich die digitale Fotomontage zwar “ohne Titel”, zeigt aber zwei Realitäten: Natur auf der einen Seite, Architektur in Innenansicht auf der anderen Seite, monochrom übereinandergelegt.
Dem Betrachter, der sich auf das Spiel mit den Wirklichkeiten einlässt, werden zwei Fluchtpunkte innerhalb der Fotomontage geboten. Zwei Möglichkeiten, die Orientierung in dem Bild zu finden, oder eher zwei Punkte, um die Grenze der zugrunde gelegten Bilder verwischen zu lassen? Lassen wir den Betrachter entscheiden, wie weit er sich der Verbindung zweier Realitäten – der Weite der Natur und der Begrenzung der Architektur – öffnen möchte, die es so realiter nicht geben wird.
Egelhaaf verschmelzt diese beiden Bereiche und der einzige farblich hervorgehobene Gegenstand, fast im Zentrum des neu entstandenen Bildes, hat dabei die Funktion einer Klammer, die die Welten zusammenhält. Der Künstler lässt die Grenze von zwei Bildern, wenn nicht gar die Grenze von zwei Welten, thematisch wie formal, sich auflösen.
Dass er sich gern der Thematik der “Grenze” annimmt, bewies er nicht nur mit seiner Beteiligung an der Ausschreibung des 6.Meldorfer Culturpreises 2005 unter dem Leitthema “Grenzenlos”, die er mit einem “Spiegelobjekt”, einer Lichtskulptur, gewann sondern auch mit seiner aktuellen Beteiligung an einer Ausstellung in Erinnerung an die “Grenzöffnung” , den Mauerfall von vor 25 Jahren. (Birte Gaethke in: “entgrenzt”. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 28)
Künstler
Christian Egelhaaf (* 1951)
Geboren 1951 in Braunschweig. Seit 1967 Veröffentlichung von Fotografien in Kunstkatalogen und Zeitschriften. Physikstudium und Promotion in Braunschweig und Berlin. Bis 2001 in der Forschung tätig. Freischaffender Fotograf und Künstler. Lebt in Mustin, Lauenburg.
Literatur:
… entgrenzt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2014, Band 2
… objektiv … Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2017, Band 4
Weitere Informationen:
Website
Schlagwörter / Ähnliche Werke
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Architektur / Gebäude (202)
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Daten zum Werk
Hauptgruppe: Fotografie
Untergruppe: Fotografie
Material: Fotopapier (auf Hartschaum aufgezogen)
Technik: Fotografie (digitale Montage)
Maße: H: 50 cm, B: 75 cm
Datierung: 2013
Copyright: Christian Egelhaaf