Beschreibung
“Nature vivante” nennt Germa Ohlhaver einen Zyklus mit Bildern, der unablässig in Bewegung und über Jahre entstanden ist, der immer wieder überarbeitet und übermalt wurde.
Das Licht ist der “Genius dieser Bilderwelt”. Es durchbricht die opake Materie und macht die abstrakten Farbkompositionen zu einem Fest für die Augen und einem Erlebnis für die Seele.
Das Licht schafft Raum und Weite. Das Licht lässt Farben leuchten. Das Licht verleiht urbanen Grüntönen Glanz und Feuer. Das Licht illuminiert das Wasser. Das Licht spiegelt den Himmel – oder wie in diesem Gemälde “Kolimbo II” aus dem Zyklus “Nature vivante” – durchdringt es die tiefblaue Wasseroberfläche und erleuchtet ein unbekanntes, geheimnisvolles Unterwasserreich. Hier fokussiert es sich zu einer Unterwassersonne, einem Lichtauge, dessen Linde einfängt, was sich bewegt: Gräser, Glasnadeln, Algen und unbekannte Tiefenobjekte, amorphes Gewebe. Aus dieser Tiefe steigen sie auf, die Meeresungeheuer und Meerfrauen, die fischschwänzig gespaltenen Wesen, die die Literatur erfand. Der Meeresgrund steht für das geheime Leben des Unbewussten. Dichter wie Henrik Ibsen, Hans Christian Andersen oder auch Thomas Mann interpretierten den Meeresgrund als Seelengrund. Und im Eintauchen ins fluide Element sahen sie die Auflösung der “Ich-Grenzen”.
In Germa Ohlhavers Bild “Kolimbo II” schwimmt der Betrachter durch die Meeresschwärze, aber unter ihm ist es hell und wird immer heller. Fast himmelblau zeigt sich der Grund, als stünde die Welt auf dem Kopf. Wer in die Tiefe dieses Bildes reist, versinkt nicht in der Dunkelheit, sondern im Licht. Das schwere Blau bleibt zurück wie ein Schatten, dem man entflohen ist.
Wer seiner Phantasie freien Lauf lässt – und Germa Ohlhavers Gemälde “Kolimbo II”, scheint mir, gestattet das – taucht ein in Undines lichtdurchfluteten Wassergarten. Eine magische Welt, die den Betrachter dieses Bildes nicht so schnell entlässt. (Doris Runge in: “bewegt”. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd.01, Kiel 2013, S. 70)
Künstlerin
Germa Ohlhaver von Heydebreck (* 22. Oktober 1938)
1938 geboren in Potsdam. Lebt in Bad Schwartau und in Griechenland. 1956–60 Fachhochschule für Gestaltung, Hamburg, Diplom. 1966-68 Malerei bei Emilio Vedova.
Literatur:
Ars Borealis 36, 2016: Germa Olhaver, Bad Schwartau/Lübeck
… bewegt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2013, Band 1
… vereint … Kunst aus den Sammlungen der deutschen Sparkassen, Carius-Verlag, Kiel, 2019, Band 5
Schlagwörter / Ähnliche Werke
Germa Ohlhaver von Heydebreck (1)
Malerei (728)
Gemälde (349)
Abstrakte / ungegenständliche Kunst (272)
Daten zum Werk
Hauptgruppe: Malerei
Untergruppe: Gemälde
Material: Leinwand
Technik: Öl
Maße: H: 80 cm, B: 110 cm
Rahmen: H: 84 cm, B: 114 cm
Datierung: 2005
Copyright: Germa Ohlhaver von Heydebreck