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Johannes Brus:
Elefant

Johannes Brus: Elefant

Beschreibung

JOHANNES BRUS – SCHWERGEWICHTE

Im Mai 2001 bewegte sich ein Lastwagenkonvoi vom Essener Süden auf nach Schleswig-Holstein. Zielort: St. Petri zu Lübeck. Die Ladung: 1 Elefantenkopf, 8 Adler, jeder einen Meter hoch aus Beton, mehrere menschliche Figuren und „Kokillen“ (Gußformen), „Bären“ (Stahl), Kurbelwellen sowie Graphitelektroden – ein tonnenschwerer Transport mit meterhohen Skulpturen aus Beton, Kautschuk und Bronze. Vorausgegangen war ein Besuch von Björn Engholm in Brus` Essener Werkstatt, einem ehemaligen Wasserwerk von ThyssenKrupp nahe der Ruhr. „Metamorphosen“ nannte Brus die Ausstellung, die neben den 12 Skulpturen auch Fotografien umfasste. „Ein Elefant reist nach Lübeck“, so die Essener Presseberichterstattung. „Nashorn, Elefant und Pferd zu Gast in St. Petri“, die Lübecker Nachrichten.

Ein stummer Dialog entsteht zwischen Vergänglichem und Gegenwärtigem, eine Synthese aus existentiellen Werten und Urgewalt. Das Wissen um geographische Besonderheiten und das daraus resultierende technische Know-How um Förderung und Verarbeitung von Bodenschätzen symbolisieren die Installationen von Brus, die in ihrer Gesamtheit den Wandel der Zeit symbolisieren, den Wandel des Ruhrgebiets von einer archaischen Landschaft zu einer Industrielandschaft und vice versa von der Industrielandschaft zur Kulturlandschaft.

Zurück zu unserem Lastwagenkonvoi. Ob bewusst oder unbewusst, man wählte für den Transport gen Norden die B 224, um der A 40 zu entweichen. Kurz vor dem Rhein-Herne-Kanal am Ortsausgang Essens, dort wo der Wandel des Ruhrgebiets sich ganz offensichtlich zeigt: noch dampfende Brennöfen, stillgelegte Zechen, die längst eine neue Nutzung erfahren haben, Brachland. Aus dem Dickicht grüßt eine Brus-Skulptur: ein Beton-Nashorn auf einer Eisenplatte abgestellt, eingerahmt von vier Kokillen, Symbol für Archaisches und Vergänglichkeit.

„Urgetier aus dem Ruhrpott!“ berichtete der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag und traf mit dieser Headline wohl am unmittelbarsten den künstlerischen Ansatz von Johannes Brus. Die Ausstellung gab den Nordlichtern Rätsel auf. Verwirrung und Begeisterung zugleich rief die mehrere Meter hohe, leuchtend „Yves-Klein“-blaue Betonskulptur „Tibetanische Reiter“ bei den Besuchern in Lübeck hervor. Die Brus-Ausstellung 2001 in Lübeck wurde zu einem kulturellen Brückenschlag mit Schwergewichten.

2005 folgte eine weitere Ausstellung: JOHANNES BRUS UND KLASSE. Bis 2007 war der 1942 in Gelsenkirchen geborene Brus Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Zur Ausstellung in St. Petri kam Brus mit 16 Schülern seiner Bildhauerklasse. Brus selbst stellte die Ausstellung unter das herausfordernde Motto: „Wenn es euch nervt, müsst ihr euch daran gewöhnen.“ Die Exponate der Studierenden und ihres Professors, so unterschiedlich alle im einzelnen waren, hatten eines gemein: Man konnte ihnen das Prozesshafte der Entstehung ansehen. Die Ausstellung wurde erneut ein Erfolg im Norden, und Brus hinterlässt hier seine Spuren: Für den Gottorfer Barockgarten in Schleswig entwarf er seinen „Elefantenkopf“, den nun auch die Sparkassenstiftung in Kiel in einem der limitierten Modellgüsse zeigt. (Silke Nelius in: „entgrenzt“. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 22)


Künstler

Johannes Brus (* 2. Juni 1942)
Geboren 1942 in Gelsenkirchen. Lebt in Essen (NRW). Bis 2007 Professor an der Hochschule für Bildende Künste, Braunschweig.

Literatur:
… entgrenzt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2014, Band 2
… tierisch … Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2021, Band 6

Weitere Informationen:
WikipediaKunst@SH


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Daten zum Werk

Hauptgruppe: Plastiken

Untergruppe: Plastik

Material: Kautschuk

Technik: Kunststoffverarbeitung (Modellguss /Auflage 10/20)

Maße: B: 27 cm, H: 65 cm

Datierung: 2010

Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn