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Manfred Sihle-Wissel:
Anamur


Beschreibung

Der Bildhauer Manfred Sihle-Wissel hat Anatolien oft bereist und immer wieder geschildert, wie sehr ihn die zahlreichen antiken und mittelalterlichen Ruinen des Landes in ihrem Verfall angezogen und gefesselt haben. Das Vergehen einst gewaltiger Bauten, ihr Sich-Auflösen in der Zeit, solche Orte, an denen sich die Natur nach und nach das Ihrige zurückholt, haben ihn nachhaltig beeindruckt und zu mancher Arbeit angeregt.
Das abgebildete Aquarell entstand 1994 an der türkischen Südküste. Es ist der Blick ins Innere der Festung von Anamur (Mamuriye Kalesi), deren Anfänge bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Durch das Hospitalschiff Cap Anamur ist der Name der Festung heute ein Begriff für uneigennützige Hilfsbereitschaft.
Auf dem Blatt rechts oben der dominante Ostturm, der das Eingangstor und die Flanke der Seemauer schützt, links die stakkatogleiche Abfolge von Wehrtürmen der Landmauer. Am äußersten rechten Rand ist noch die Kuppe der Festungsmoschee zu erkennen.
Die größte Fläche im Bild nimmt ein unbebauter Raum ein, auf dem die Bevölkerung in Zeiten der Not ihr Gut und ihr Vieh in Sicherheit brachte.
Diese “zentrale Leere” ist gewissermaßen der kompositorische Mittelpunkt, um den sich die erratisch aufragenden Baukörper wie in einem Wirbel gruppieren. Sie wirken fast wie von einer Riesenhand in den Raum geschleuderte Felsbrocken. Hier spürt man wirklich den Zugriff des Bildhauers der selbst noch auf der Fläche des Papiers mit Masse und Raum agiert und die Gewichte wie bei einem plastischen Entwurf spielerisch und frei zu einer spannungsgeladenen Konstellation ordnet.
Eine ruhige und harmonische Farbgebung bestimmt das Blatt – man könnte an eine Abendstimmung denken -, wo die am Tage gespeicherte Helligkeit und Wärme jetzt wieder wie etwas von innen her Strahlendes abgegeben wird. (Jürgen Miethke in: “entgrenzt”. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 86)


Künstler

Manfred Sihle-Wissel (* 28. März 1934)
1934 in Tallinn, Estland, geboren. Nach der "Umsiedlung" ins Wartheland 1939 und der Flucht nach Hamburg 1945 Studium 1954 bis 1959 an der Hochschule für Bildende Künste bei Professor Edwin Scharff und Hans Martin Ruwoldt. Seit 1981 Wohnsitz und Atelier in Brammer bei Rendsburg (Schleswig-Holstein). 1972 Edwin-Scharff-Preis. 1987 wurde er mit dem Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft ausgezeichnet. 2003 Johannes-Brahms-Preis. Seit 1975 Mitglied der Freien Akademie der Künste zu Hamburg.

Literatur:
… natürlich… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2016, Band 3

Weitere Informationen:
WebsiteWikipediaKunst@SH


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Landschaften (418)


Daten zum Werk

Hauptgruppe: Malerei

Untergruppe: Aquarell

Material: Papier

Technik: Aquarell

Maße: Rahmen: H: 51 cm, B: 61 cm
Passepartout (Ausschnitt): H: 27,7 cm, B: 39,5 cm

Datierung: 1994

Entstehungsort: Schleswig-Holstein

Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn