Beschreibung
Die Malerei des Hamburger Künstlers Daniel Hörner konstruiert ein ganz spezifisches Gefühl. Hörner zeigt, dass auch das Abstrakte ein sentimentales Geheimnis bergen kann. Ein unausgesprochenes Gefühl, welches keineswegs willkürlicher Subjektivität obliegt oder Ausdruck einer performativ auf die Leinwand geschlagenen akuten Befindlichkeit ist. Vielmehr ist es das Resultat einer mit beängstigender Konsequenz und klinischer Systematik ausgearbeiteten Bildsprache. Und: Hörners zunächst ironisch wirkendes Spiel mit geometrischen Standards entfaltet erst auf den zweiten Blick seine suggestive Kraft. Immer wieder bestehen subtil angelegte Schattenwürfe auf den Eindruck einer sich auf mehreren Ebenen ausbreitenden räumlichen Tiefe. Zart geschwungene Linien brechen dezent und sporadisch die Statik des harten rechten Winkels. Punktuelle Verwischungen generieren Lichtmomente der Reflexion, des Zufalls und der Flucht. Ständig berühren sich in Hörners Bildern scheinbar lässig zugeschnittene Flächen. Bestenfalls im Detail kommt es zu formalen Abschlüssen und in sich ruhenden Figuren: Hörners Bildsprache redet nicht in ganzen Sätzen, sondern in Ellipsen und Fragmenten.
Der Formenduktus des Künstlers setzt sich über die vermeintlich natürlichen Grenzen des Bildes hinweg und deutet jenseits des Erlebbaren eine Syntax emotionaler Spannung an. Das sinnstiftende Ganze scheint außerhalb der Leinwand, dem gestalterischen Koordinatensystem schlechthin, zu liegen. Das provoziert und inspiriert die folgende Idee: Hörners abstrakte Malerei sucht und findet etwas Ursprüngliches, etwas wie es gegenständlicher kaum sein kann; die Sehnsucht nach der einen großen Figur, die Einheit, Halt und Orientierung bieten kann. Wende, Heim, Rotation, Bombed House – Die Titel von Hörners Bildern verweisen explizit auf diese Zusammenhänge und beanspruchen oftmals eine konkrete, existenzielle Tragweite.
Die Arbeit Well Noise, der schöne Lärm, steht exemplarisch für das Werk des Künstlers. Die Bildelemente nehmen ihren Anfang außerhalb des sichtbaren Bereichs und finden innerhalb der Leinwandgrenzen ihr formales Ende – und umgekehrt. Schatten, Linien, Flächen und Schnitte begegnen, unterwandern und überlagern einander und suchen in plakativen und melancholischen Farben nach gemeinsamer, sicherer Teilhabe. (Anno Bergmann in: “entgrenzt”. Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Bd. 02, Kiel 2014, S. 42)
Künstler
Daniel Hörner (* 1978)
Geboren 1978. Studium der Freien Kunst 2004-2009 in Kiel an der Muthesius Kunsthochschule bei Prof. Ludger Gerdes. Lebt in Hamburg.
Literatur:
Ars Borealis 28, 2012: Katrin Pieczonka / Daniel Hörner, Hamburg
… entgrenzt… Kunst in der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein, Carius-Verlag, Kiel, 2014, Band 2
… vereint … Kunst aus den Sammlungen der deutschen Sparkassen, Carius-Verlag, Kiel, 2019, Band 5
Weitere Informationen:
Website
Schlagwörter / Ähnliche Werke
Daniel Hörner (1)
Malerei (728)
Gemälde (349)
Abstrakte / ungegenständliche Kunst (272)
Daten zum Werk
Hauptgruppe: Malerei
Untergruppe: Gemälde
Material: Leinwand
Technik: Öl
Maße: Rahmen: H: 185 cm, B: 150 cm
Datierung: 2011
Entstehungsort: Hamburg
Copyright: Daniel Hörner